Weintagebuch
Junger Wein und alte Reben!
Die ersten Boten des Jahrgangs 2022 haben die Obhut unseres Reifekellers verlassen und sind bei unseren Händlern in charmanter "Frühform" eingelangt: Zweigelt Rosé und Grüner Veltliner L &T 2022 erweisen sich als wahre Gaumenschmeichler und zeigen damit eine wesentliche Eigenschaft des neuen Kamptal-Jahrgangs: Fruchtbetonte, harmonische Weine dürfen wir erwarten, die übers Jahr große Trinkfreude bereiten sollten!
Im Weingarten arbeiten wir nun am Rebschnitt. Die ersten Wintermonate waren sehr warm und eine Erleichterung für unsere Arbeiter, während die zu erwartenden, kühleren Temperaturen eher den ruhenden Weingärten gut tun werden. Beim Schneiden verzichten wir auf pneumatische bzw. elektrische Scheren und verwenden die klassischen Handscheren: Niemand soll dazu verleitet werden, durch die Leichtigkeit des Schnitts der Rebe eine unnötig große Wunde zuzufügen. Dieses Ziel der Vermeidung großer Schnittflächen wird auch beim „sanften Rebschnitt“ angestrebt. Man achtet darauf, dass möglichst wenige „Toträume“ im alten Holz des Rebstocks entstehen, die Eingangspforten für Pilze sein könnten und Holzkrankheiten wie die gefürchtete Esca begünstigen.
Das geschulte Auge des Weingärtners erkennt zudem bestehende Saftleitbahnen und schont diese, um den Energiefluss und damit die Versorgung und Widerstandsfähigkeit der Rebe nicht zu stören. Unsere Reben dürfen und sollen „uralt“ werden. Die ältesten haben bereits die 100 Jahre überschritten und wir wollen, dass sie 120 oder vielleicht sogar 150 Jahre werden können! Der Wein aus alten Rebstöcken ist besonders ausgewogen und charaktervoll!
Die Zeit zwischen Rebschnitt und Austrieb muss auch für alle Ausbesserungsarbeiten genützt werden. Nach dem Entfernen der alten Hölzer und bevor die neuen Ranken dies unmöglich machen, werden z.B. Drähte ersetzt oder neu gespannt, sowie alte Stützpfeiler ausgetauscht.