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Weintagebuch

Viel Trubel vor dem Austrieb

6. April 2023

Bevor die Vegetationsperiode richtig beginnt, wartet eine Fülle von Aufgaben im Weingarten. Wir sind mit dem ‚Anbinden‘ (siehe letzter Eintrag 30.3.) nun beinahe fertig geworden. Einige beschädigte Steinmauern in den Terrassen werden noch instandgesetzt. Gleichzeitig geht es ans Haken und „Stockräumen“: die Zone neben den Weinstöcken und unterhalb der Drahtrahmen wird geöffnet und der Boden gelockert, während daneben in den Fahrgassen die Begrünung vorerst weiter sprießen soll.

Raubmilben und Lockstoffe

Rechtzeitig haben wir kleine Behälter mit ‚Pheromonen‘ an die Drahtrahmen gehängt: Die sexuellen Lockstoffe der Traubenwickler-Weibchen verwirren die Männchen derart, dass sie nicht zur Paarung finden. So kann die Fortpflanzung der Schädlinge auf sehr umweltfreundliche Art minimiert werden. Hierbei ist das Zusammenspiel vieler Kamptaler Winzer besonders erfreulich, da so große Flächen effektiver geschützt werden können.

Ebenso haben wir Filzstreifen um die Stöcke gewickelt, aus welchen bald die nützlichen „Raubmilben“ krabbeln werden. Sie schützen die Weinreben sozusagen als Nebeneffekt, indem sie viele schädlichen Milben erbeuten.

Operation am alten Weinstock

Eine komplexe Pilzkrankheit ist „Esca“. Das Wort leitet sich vom Lateinischen ab und könnte etwa mit „Zunder“ (weist auf die „staub- oder aschenartige“ Beschaffenheit des toten Holzes im Stamm hin) übersetzt werden.  Oft können befallene Stöcke jahrelang an der aus dem Süden vordringenden Krankheit darben, bis sie schließlich absterben. Die Entfernung der befallenen Stellen mit einer kleinen Säge kann aber den Stock retten: das gesunde Holz bleibt übrig und schützt sich im Frühjahr sofort wieder durch natürlichen Wundverschluss und neue Rindenbildung. Bisherige Erfahrungen zeigen, dass nach dem Eingriff gut 80-90 % der „Patienten“ wieder gesunden. Zeit und Aufwand rechtfertigen sich vor allem in den besten Lagen, wie am Zöbinger Heiligenstein.

Willkommene Verzögerung

Das kühle, trockene Wetter im Frühling hat den Austrieb weiter verzögert, und das kommt uns sehr gelegen! Die aktuelle Nordströmung bringt zwar Frostnächte im Donauraum mit Tiefstwerten unter -5°C und bedroht derzeit die Obstkulturen im ganzen Land. Für die Weingärten besteht derzeit aber kaum Gefahr, denn die Knospen stecken noch in der Wolle und sind gut geschützt. Erst die jungen grünen Triebe mit zarter Struktur und viel Wasser im Gewebe sind auch bei leichteren Spätfrösten gefährdet. So weit, so gut. Der Osterhase kann kommen, auf leisen Sohlen aber am besten mit warmen Socken!