Weintagebuch
Zeit für die Klassiker
Mitte Oktober ist fast jedes Jahr der beste Termin, Weine im klassischen Reifebereich zu ernten. So auch heuer : Langenloiser Berg Vogelsang und Loiser Berg stehen im Moment am Programm.
Vor kurzem lud ich einen Besucher im Weingarten ein, von den Grünen Veltliner Trauben zu kosten. Erstaunt rief er aus: „Da schmeckt ja jede Beere anders“ …. Ja, jede Beere schmeckt tatsächlich anders und sieht auch anders aus. Das war bei den „Septemberernten“ noch weniger ausgeprägt. Erst jetzt entsteht ein beeindruckend breites Geschmacksspektrum, eine Vielfalt von „Tönen“, die sich zuletzt im Fass zu einem „harmonischen Klang“ vereinigen.
Falls der Winzer von einem „Herbstschnupfen“ befallen sein sollte, ist zwar das Vergnügen der Weintraubenverkostung geschmälert, doch der ideale Erntezeitpunkt kann mit einiger Erfahrung auch optisch ermittelt werden: Die Samen in den Beeren und die Stielgerüste färben sich nun braun. Falls neben dem Geschmackssinn auch das Augenlicht kurzzeitig verloren gehen sollte, dann lässt sich die Reife noch immer „ertasten“.
Auch das Laub beginnt sich zu verfärben, zuerst werden die basalen Blätter, die den Früchten am nächsten sind, gelb und verlieren damit ihre Fähigkeit, durch Photosynthese weiteren Zucker für die Trauben zu produzieren. Es ist jetzt vorteilhaft, diese Blätter zu entfernen, damit der kühle Herbstwind die Trauben trocknet und die milde Herbstsonne durchdringt. In dieser Phase nehmen die Trauben zwar keinen Zucker mehr auf aber sie verfeinern und vertiefen Ihren Geschmack wesenlich.