Weintagebuch
Kühle Nächte
Kühle Nächte rund um den Heiligenstein
Nach einer (ersten!) kurzen Regenpause von Donnerstag mittags bis Freitag kamen wir Samstag und Sonntag mit der Lese wieder gut voran – da die Stile der Trauben weitgehend verholzt sind, sich also bereits von der Versorgung durch die Rebe abgekapselt haben, nehmen die Beeren auch die Feuchtigkeit nicht mehr auf und müssen nach einem Niederschlag nur kurz abtrocknen, um den Most nicht zu verwässern. Kühler, trockener Wind ist dafür ideal.
Die letzte Nacht brachte Temperaturen um den Gefrierpunkt, was der Aromaausprägung der Früchte in den alten Weingärten am Heiligenstein noch den letzten Schliff geben dürfte. Nun wollen wir die Gesundheit dieser herausragenden Trauben nicht mehr länger aufs Spiel setzen, um später im Wein nichts an Eleganz und Balance zu verlieren. Auch der Schaden durch Wildtiere würde empfindlich steigen, nun, da fast alle Weingärten im Umfeld abgeerntet sind.
Heute erwarten wir auch die letzten Grüner Veltliner Trauben vom Berg Vogelsang, mit idealen Reifegraden von im Schnitt 94° Öchsle. Der Wein aus diesem reinen Urgesteins-Veltliner wird wunderbar reif schmecken, aber Frische und Trinkfreude bewahren.
Als letzten Rotwein holen wir heute noch den Cabernet Franc, den wir in den 80er Jahren in Lyra-Erziehung in den heißesten Terrassen des Heiligensteins pflanzten. Die Klimaerwärmung scheint diesem Exoten in unseren Lagen gut zu tun. 2012 produzierten wir erstmals eine Cuvée Cabernet Franc & Merlot, aus den beiden Weingärten von Willi & Vincent, ein Wein der sich bisher super entwickelt hat.
Das Zwischenhoch, das sich nun über Österreich geschoben hat, ist ideal aber nicht von langer Dauer. Käferberg, Vincents Spiegel und weitere Lagen mit alten Reben vom Grünen Veltliner dürfen/müssen noch etwas zuwarten. Die Beerenhäute dieser hochehrwürdigen Veltliner sind dick und robust und von einigen kühlen Nächten würden sie noch profitieren