Weintagebuch
Besuch beim Fassbinder
Ein Betriebsausflug führte uns kürzlich nach Waidhofen an der Ybbs. Dort empfing uns Paul Schneckenleitner, der mit seinen Brüdern die gleichnamige Fassbinderei als traditionellen Familienbetrieb übernommen hat und gerade eine für dieses Handwerk vorbildliche Erweiterung und Modernisierung durchführt. Seit mehr als 30 Jahren liefert Schneckenleitner Fässer an die Familie Bründlmayer, meist in den Größen 300, 1200 und 2500 Liter. Seit dieser Zeit lernen wir mit- und aneinander und versuchen gemeinsam die optimale Beziehung zwischen unserem zu reifenden Wein und dessen „Gebinde“ zu erreichen. Für uns im Weinbau Beschäftigte ist es hilfreich, die Handwerkskunst der Binderei im Wesentlichen zu verstehen. Die Auswahl der Hölzer und deren Behandlung bis zur fertigen Fassdaube vor dem Binden erweist sich dabei ebenso als ‚faszinierend‘, wie der Prozess des Bindens selbst:
Das Holz
Paul führte uns zum Holzlagerplatz und fasste zusammen: nur kerngesundes Holz der oft weit über 100 jährigen Traubeneichen (langsamer Wuchs), das bei Neumond im Winter geschlagen (kein Saft im Holz) und mindestens 6 Jahre gelagert worden sei (Auslaugung ungewünschter Stoffe die zu viel Geschmack geben) würde sich für unsere Ansprüche eignen.
Spalten vor dem Sägen
Nur entlang der Fasern gespaltene Qualität ergäbe im sogenannte Quartier Schnitt die bestmöglichen Dauben. Auch das Sägen erfolge Laser-kontrolliert entlang der Saftbahnen, der Wein dürfe ja letztendlich so wenig wie möglich in diese eindringen.
Handarbeit & hilfreiche Maschinen
Auch unter Zuhilfenahme modernster Technik ist der Beruf des „Küfners“ nach wie vor stark handwerklich geprägt: das Zusammenstellen der Dauben, das Erwärmen, Besprühen und langsame Biegen der Hölzer und auch das eigentlichen Binden, (das wiederholte Schlagen der Eisenringe unterschiedlicher Durchmesser über die gedämpften, bzw. erhitzen Daubenkränze, bis diese festgefügt die eigentliche Fass-Form einnehmen, erfordert wie das „Einpassen“ der Fassböden und abdichten der Fugen mit Schilf usw. viel menschliche Kraft und Geschick.
Bei besonders kraftraubenden oder monotonen Aufgaben wie beim Hobeln, beim finalen Abschleifen der Fässer oder beim Reinigen der Böden und der Luft unterstützt modernste Technik die Facharbeiter.
Herzlichen Dank an die ganze Familie Schneckenleiter für die Gastfreundschaft, die mit einem kleinen Apero (u.A. fassgereifter Most) und anschließendem Mittagessen im Hotel-Restaurant Moshammer einen würdigen Abschluss fand.