Weintagebuch
Bründlmayer: Unser Weinjahr 2025
2025 begann zunächst kühl, dann wohl temperiert und ziemlich trocken. Ganz in unserem Sinne erwachten die Reben etwas später als die Jahre zuvor. Ausreichend Feuchtigkeit im Frühling führte zu einem kräftigen Austrieb. Der kühle Mai brachte nur vereinzelt Spätfröste. Damit setzte dankenswerterweise die Blüte im Vergleich zu 2024 um zwei Wochen später ein, etwa im Mittel der letzten zwei Jahrzehnte. Sie dauerte im Kamptal fast 3 Wochen bis Ende Juni. Der Juli brachte kühles, feuchtes Wetter und agiles, vegetatives Wachstum. Mit viel Einsatz gelang es uns, den Sommer über die Weingärten perfekt zu pflegen. Rechtzeitig vor Lesebeginn stellte das Wetter wieder um. Die Reben zeigten sich kerngesund, der Fruchtansatz war erfreulich und meist ausgewogen, in Balance mit Stöcken. Die Reife in den Ersten Lagen entwickelte sich langsam, aber stetig. So erlebten nach längerem wieder einmal einen ‚idealen‘ Lesebeginn mit Trauben für unseren Bründlmayer Brut exakt am 1.September.
Die Sektgrundweinlese lief wie am Schnürchen und auch die Trauben für unsere leichteren Weine wie für den beliebten Grüner Veltliner L&T oder den Rosé vom Zweigelt fanden stetig ihren Weg ins Presshaus. Nachdem wir in der ersten „Halbzeit“ auch mit den frühen roten Sorten und weißen Burgundern eine erfreuliche Basis für den Jahrgang 2025 eitet hatten, benötigten wir für die zweiten Hälfte viel Ausdauer. Ab Ende September wechselten Kühle, feuchte Tage und Nächte mit warmen sonnigen Abschnitten und die Ernte wurde zunehmend selektiv. Besonders die Riesling-Lagen benötigten viel Zeit und Sorgfalt. Wir entschieden uns, nicht entsprechende Beeren und Taubenteile zu entfernen und nur ganz gesunde Trauben herauszulesen. Früchte mit einem vielversprechenden Ansatz zur Edelfäule ließen wir weiter am Stock hängen. Die Selektion war absolut penibel und zeitlich sehr herausfordernd.
Für die letzten Tage der Ernte mussten wir noch einmal alle Kräfte mobilisieren. Aus den besten Rieden um Langenlois holten wir mit viel Geduld ausgelesene Grüner Veltliner -Trauben herein. Die verbleibenden Früchte hatten zu diesem, relativ späten Lesezeitpunkt viel an Charakter gewonnen. Das Wetter gebärdete sich weiter launisch und bestimmte den Rhythmus. Ein spannendes Finale mit viel ‚Suspense‘ war das, denn von Tag zu Tag, ja manchmal von Stunde zu Stunde änderten sich die Bedingungen.
Geduld und Ausdauer wurden schließlich belohnt: Neben ‚Grüner Veltliner‘, fanden auch noch Spezialitäten wie fruchtig frischer Gelber Muskateller vom Rosenhügel oder würziger Cabernet Franc vom Heiligenstein zuletzt ihren Weg in den Keller. In einem sonnigen Finale am 29. und 30. Oktober gelangen dann auch Riesling-Prädikate: Nach 2013 dürfen wir uns 2025 wieder über Edelsüßes aus den Lagen Steinmassl und Heiligenstein freuen!
Die ersten Weine wie unser Rosé vom Zweigelt oder der Grüner Veltliner L&T entwickeln sich bestens und werden gegen Ende des Jahres in einer frühen Füllung erhältlich sein. Aber noch blubberts im historischen Reifekeller. Deshalb werden wir mit einer ersten allgemeinen Einschätzung des Jahrgangs 2025 etwas zuwarten. So viel sei gesagt: er kommt dem aktuellen Geschmack des Weinpublikums sehr entgegen, denn wir sehen bei den frühen Sorten jene Leichtigkeit, Verve und Trinkfreude, die derzeit nicht nur in Österreich besonderen Gefallen findet.
